100 Tage im Amt: BDK-Präsident Klaus-Ludwig Fess im Interview

Seit September neuer BDK-Präsident: Klaus-Ludwig Fess. Foto: Ingolf Ehrhardt

Herr Fess, vielen Dank, dass Sie sich für das Interview Zeit genommen haben. Wie haben Sie die ersten 100 Tage als neuer BDK-Präsident empfunden?
In den ersten 100 Tagen mussten sehr viele administrative und organisatorische Maßnahmen ergriffen werden. Ich hatte viele Turniere und Veranstaltungen von Regionalverbänden besucht und hatte Gelegenheit, mit vielen Karnevalsvereinen ins Gespräch zu kommen. Es waren sehr schöne Momente dabei. Es ist schön mit so vielen unterschiedlichen Menschen ins Gespräch zu kommen.

Wie ist das Gefühl, jetzt der "Chef" eines riesigen Verbandes zu sein und was hat sich in Ihrem Leben verändert?
Es ist ein gutes Gefühl mit einem tollen Team im Hintergrund Präsident zu sein. Zurzeit muss das Privatleben etwas in den Hintergrund rücken, da ich bereits seit dem 17. September jedes Wochenende unterwegs war und bislang 12.600 km für den BDK quer durch Deutschland gereist bin.

Was haben Sie in den ersten 100 Tagen im neuen Amt schon "geschafft"?

Die Bundesgeschäftsstelle wurde in Bexbach eingerichtet. Eine Pressestelle wurde eingerichtet. Arbeitsgruppen wurden gebildet, um unterschiedliche Konzepte zu erarbeiten. Ich denke, dass wir vieles auf den richtigen Weg gebracht haben.

 

Welche sind - insbesondere den Tanzsport betreffend - Ihre größten Ziele für Ihre Amtszeit?
Der Bund Deutscher Karneval soll auch in Zukunft für einen fairen karnevalistischen Tanzsport stehen. Der Tanzsport muss weiterhin gestärkt und gefördert werden. Das Wir-Gefühl zu stärken und den Bundesverband mit seinen 35 Landes-und Regionalverbänden besser zu vernetzen.

Wie stehen Sie überhaupt zum karnevalistischen Tanzsport? Welchen Stellenwert hat der Tanzsport für Sie im BDK?
Der karnevalistische Tanzsport nimmt einen sehr großen Platz im Bundesverband ein. Man sollte aber auch die anderen Themenfelder, wie Kultur, Bräuche. Traditionen, das gesprochene Wort, das karnevalistische Liedgut, Jugendarbeit und vieles mehr nicht vernachlässigen oder gar hintenanstellen! Alle Themenfelder müssen uns wichtig sein und gleich behandelt werden.

Sie haben gesagt, dass Sie bereits mit einigen Tänzern sprechen konnten - was erzählen die Tänzer Ihnen und konnten Sie hier schon interessante Anregungen sammeln? 
Es waren sehr interessante und informative Gespräche. Viele gute Vorschläge wurden vorgetragen. Ich werde diese nach der Session zusammentragen und in den zuständigen Gremien besprechen.

Wird es mit Ihnen als BDK-Präsident möglicherweise Änderungen in der TTO geben?
Darüber habe ich mir bislang keine Gedanken gemacht, da ich mich noch in der informativen Aufnahmephase befinde. Ich muss mir zunächst einmal einen Gesamteindruck machen, damit ich mitreden kann.

Von über 5.000 Vereinen im BDK nehmen nur 800 an Turnieren teil - was glauben Sie warum und möchten Sie, dass es wieder mehr werden?
Es entscheiden sich Vereine, Gruppen, Trainer und Tänzer, inwieweit sie sich im karnevalistischen Tanzsport einbringen wollen. Dies heißt nicht zwingend, dass Gruppen und Tänzer auf Turniere gehen müssen. Der karnevalistische Tanz im Verein, auf der eigenen Kappensitzung oder Veranstaltung ist auch sehr wichtig und wertvoll. Und zwingt niemanden sich in einem Wettbewerb zu messen.

Was kann man neben dem Turniersport für die Tänzer tun, die ganz bewusst nicht an Turnieren teilnehmen und den Tanz "nur" auf den eigenen Bühnen im Karneval präsentieren?
Man kann hierzu vieles tun. Warten sie ab, was der BDK noch hierzu erarbeiten wird.

Hans Mayer, der Präsident der Rheinischen Karnevals-Korporationen (RKK) bezeichnete zuletzt in einem Interview mit dem WDR die Vorstellung, irgendwann mal einen gemeinsamen Deutschen Meister im Gardetanzsport zu haben, als "Wunschvorstellung". Er sei "aber zu Gesprächen bereit". Haben Sie vor, sich auch die anderen Verbände anzuschauen und gegebenenfalls mit anderen Verbänden Gespräche zu führen?
Selbstverständlich werde ich mich am Ende der Session mit den Verbänden austauschen und ins Gespräch gehen. Es ist wichtig, da wir alle miteinander fair und offen umgehen. Der Dialog ist wichtig.

Zum Abschluss: Auf was freuen Sie sich am meisten im neuen Amt?
Am meisten freut mich, dass man mir zutraut den BDK mit seinen mehr als 2,6 Millionen Mitgliedern Zukunftssicher mitgestalten zu dürfen. Es ist eine hohe Ehre und Auszeichnung, aber auch eine große Herausforderung und Pflicht gegenüber allen Mitgliedern. Ich stehe für Offenheit, Fairness, Transparenz, aber all dies kann man nicht innerhalb weniger Monate einfordern. Dies braucht Zeit, und diese Zeit muss man jedem in einem solch großen Bundesverband eingestehen. Wir werden in zwei Jahren ein Resümee ziehen und schauen was wir gemeinsam geschafft haben.
Eines bleibt am Schluss zu sagen: Ich bin sehr stolz was in unseren Vereinen, insbesondere für den Nachwuchs und unsere Jugendarbeit geleistet wird. Das bestärkt mich, mich nach besten Wissen und Gewissen für den karnevalistischen Tanzsport, aber auch für andere Bereiche wie Kultur, Förderung, etc. einzusetzen.

Herzlichen Dank für Ihre Antworten. Wir sind gespannt, wie es in Zukunft weitergehen wird und wünschen Ihnen für Ihre Amtszeit alles Gute und viel Schaffenskraft!